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Protesttag der Apotheken am 14.6.2023

Die Markt-Apotheke Greiff bleibt am 14.6.2023 geschlossen!

Ja, wir sind auch dabei!
Warum, fragt ihr? Das erklären wir euch gerne.

2006 haben Michael und ich begonnen, als selbständige Apotheker unsere Markt-Apotheke Greiff aufzubauen.
Man könnte jetzt sagen, wir waren jung und dumm und wussten es nicht besser.

NEIN!

  • Wir waren motiviert, euphorisiert, engagiert – soooo glücklich, endlich unsere eigenen Ideen und Vorstellungen von „Apotheke“ leben zu dürfen.
  • Wir bekamen durch die Selbständigkeit die Chance, unsere kleine Familie und den Beruf wunderbar unter einen Hut zu bringen!
  • Wir konnten uns mit den Jahren ein großartiges Standbein mit unseren Rezepturen schaffen.
  • Wir sind bis heute Apotheker mit viel Leidenschaft und Herzblut!

ABER: seit 2006 hat sich vieles verändert.

Und das leider meistens nicht zum Guten.
Auch wir leiden unter der irren Bürokratie! An Vorschriften, Gesetzestexten, Leitlinien …
und es wird jedes Jahr mehr.

💊 2006 gab es zum Beispiel noch keine behördliche Anzeigepflicht für Standardzulassungen

Was ist das denn, fragt ihr? Wenn wir zum Beispiel Kamillenblüten 100 gramm-weise für euch auf Vorrat in schöne Beutel abfüllen möchten, dann „bedienen“ wir uns hierzu einer sogenannten „Standardzulassung“.
Und dafür will der deutsche Staat Geld von uns Apotheken.
Jede einzelne Packung müssen wir an das BfARM (Bundesinstitut für Arzneimittel- und Risikobewertung) melden, was noch eine Menge Bürokratie zum ohnehin ausführlichen Prüf- und Herstellungsprotokoll obendrein bedeutet.

Ach, das wusstet ihr nicht? Tja, das ist der Grund, warum es in den allermeisten Apotheken nur noch „Fertigtees“ gibt. Und wir immer weniger der ureigensten Aufgaben eines Apothekers wahrnehmen.

💊 2006 gab es zum Beispiel noch kein verpflichtendes QMS

Ein schriftliches „Qualitätsmanagement“ macht bestimmt manchmal Sinn. In Betrieben mit tausenden Mitarbeitern kann ich mir das durchaus vorstellen.
Aber wir sind im Team wie eine große Familie, wir kommunizieren noch mit Worten (und manchmal Händen und Füßen 😜).

In diesen QMS-Ordner schaut nie jemand rein. Das dürfte ich jetzt wahrscheinlich gar nicht schreiben, aber die Realität ist so. Trotzdem sitze ich jedes Jahr im Januar aufs Neue stundenlang und bringe das QMS ins nächste Jahr.

💊 2006 gab es zum Beispiel noch keine Präqualifizierung und Re-Präqualifizierung (was für ein bescheuertes Wort, oder?)

Was ist das, fragt ihr? Tja, das ist eine kostenpflichtige Zertifizierung für die Erlaubnis, Hilfsmittel auf Rezept abgeben zu dürfen.

Jetzt fragt ihr euch, was sind denn Hilfsmittel? Blutzuckerteststreifen zum Beispiel.

Jaaaa, wir haben zwar ein 5-jähriges Studium hinter uns (Pharmazie gehört noch dazu ganz offiziell zu einem der schwersten Studiengänge), aber damit wir unseren Diabetikern Blutzuckerteststreifen auf Rezept abgeben dürfen, müssen wir uns mit einem geradezu absurden bürokratischen Aufwand immer wieder aufs Neue zertifizieren lassen.
Und zu dem Zertifizierungsantrag gehört zum Beispiel auch ein Foto unserer behindertengerechten Toilette, auf der wir mit dem Meterstab beweisen müssen, dass sich der Toilettendeckel in der richtigen Höhe befindet … ohne weitere Worte, oder?

💊 2006 gab es zum Beispiel noch keine Lieferengpässe

Durch die jahrelange Politik der Rabattverträge für die billigsten Arzneimittelpreise, wurde die Arzneimittelherstellung in Deutschland (in ganz Europa) zu Tode gespart.
Wer jetzt glaubt, man könnte dies in wenigen Monaten oder Jahren wieder umkehren, dem sei versichert, das wird nicht passieren! Warum?

Die Arzneimittelherstellung unterliegt dem GMP. Was ist das denn schon wieder? GMP steht für „Good Manufacturing Practice“ – ein Regelwerk, das weltweit Gültigkeit hat und dafür sorgen soll, dass Arzneimittel unter höchsten Qualitätsstandards hergestellt werden.
Im Endeffekt führt aber auch dieses bürokratische Monster nur für eine absolute Wettbewerbsverzerrung. GMP schreibt z.B. für das Putzen von Räumen, Gängen und Treppenhäusern in pharmazeutischen Herstellungsbetrieben die Verwendung von destilliertem Wasser vor.

Hä, warum das denn, fragt ihr euch jetzt?
GMP gilt weltweit! Also auch im hinterletzten Herstellungsbetrieb in Indien, China oder Aserbaidschan. Also auch dort, wo das Wasser aus der Leitung eben nicht „Trinkwasserqualität“ hat. Da macht diese Regel bestimmt Sinn (sofern sie denn eingehalten wird …)
Aber bei uns in Deutschland erzeugt das nur immense Kosten, die Hersteller einfach nicht mehr schultern können und die sie natürlich auf den Preis aufschlagen müssten. Und dann sind wir wieder bei der Politik der billigsten Arzneimittelpreise …

Soll ich weitermachen? Ich könnte euch noch dutzende weitere Beispiele nennen, was uns unsere tägliche Arbeit schwer macht. Aber das macht mich nur traurig.

Warum beteiligen auch wir uns am Protesttag der Apotheken?

Zum Beispiel, weil es

⚡️ in den letzten 20 Jahren keine Anpassung der Vergütung gegeben hat

⚡️ dafür aber Karl Lauterbach eine Honorarkürzung für die nächsten 2 Jahre eingeführt hat

⚡️ bei einer rund 42%igen Inflation seit 2004 es für Apotheken keinerlei Inflationsausgleich gegeben hat

Schlimmer noch empfinde ich persönlich aber, dass uns die Politik keinerlei Wertschätzung entgegenbringt.

Dass immer noch das Märchen des porschefahrenden Apothekers erzählt wird, der nicht weiß, wohin er das viele Geld schaufeln soll, das er täglich einnimmt.

Die Realität spricht da ein anderes Bild:

🔥 Die Zahl der Apotheken nimmt rasant ab, weil Kollegen ihre Selbständigkeit nicht länger finanzieren können – die Miete, die Strom- und Energiekosten, die Gehälter, die Bürokratiekosten steigen auch für uns – nur die Vergütung wird immer weniger.

🔥 Deutschland leistet sich aber gleichzeitig fast 100 Krankenkassen, mit hunderten von Managergehältern (der Chef der Techniker Kasse hat z.B. ein Jahresgehalt von über 300.000 €)

🔥 Der Verwaltungsapparat der Krankenkassen verschlingt 4,3% aller Ausgaben.
Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für alle Apotheken in Deutschland betragen hingegen gerade einmal 2%.

HIER sehen wir echtes Einsparpotenzial.

Nicht mehr bei der Apotheke vor Ort, die so wie wir, alle 6 Tage für 24 Stunden Notdienst leistet, die sich die Beine ausreißt, um ihre Kunden trotz massiver Lieferengpässe vernünftig versorgen zu können, die euer kompetenter Ansprechpartner ist, in allen Fragen rund um die Arzneimittelversorgung.

Was wir uns wünschen würden, fragt ihr?

❤️ echte Wertschätzung unserer täglichen Leistung
❤️ eine gerechte und faire Vergütung
❤️ Abbau der Bürokratiemonster
❤️ eine Zukunftsperspektive für Inhaber und Mitarbeiter

UND eine Standesvertretung (ABDA), die endlich ihre passive Haltung gegenüber Krankenkassen und Politik aufgibt und die Gelder der Mitglieder in richtig gute Öffentlichkeitsarbeit steckt.

Dafür protestieren wir am 14.6.2023

Vielen Dank für euer Verständnis!